Der schönste Moment von FAST & FURIOUS 5 steckt im Abspann. Da wird mit fast rührender Besorgnis darauf hingewiesen, daß alle Autostunts des Films von Profis in kontrollierter Umgebung gemacht wurden, und daß diese Stunts gefährlich seien und man sie deswegen bitteschön nicht zuhause nachmachen soll. Auch wenn sich der berüchtigte Genzelsche Dickschädel intuitiv gegen solch autoritäre Unterlassungsgesuche sträubt, gebe ich dann doch klein bei und verzichte darauf, nächste Woche mit einem Auto aus einem fahrenden Zug zu springen und dann damit über eine Klippe zu rasen. Unsere Helden im Film machen das übrigens, um ihre Haut zu retten – man könnte ihnen kaum einen besseren Plan vorschlagen! – während der Zugführer sich brav in die jüngste Reihe dienstbeflissener Oberschaffner einreiht, die nicht einmal zerstörte Waggons oder Explosionen am Zug dazu bringen können, ihre Lok zu verlangsamen oder gar zu stoppen (siehe auch: SKYFALL und SHERLOCK HOLMES 2).
FAST & FURIOUS 5 ist das, was man erwartet – beziehungsweise, was man durch die vorangegangenen Teile zu erwarten konditioniert wurde: Er ist laut, er ist schnell, er ist hohl, und er bietet wahnwitzige Stunts mit Mengenrabatt. Sprich: Die Fortsetzung einer uramerikanischen Actionsaga. Vielleicht sollte an dieser Stelle zusammengefaßt werden, was in den vorigen vier Teilen geschah: Harte Jungs fuhren schnelle Autos. Dabei ging allerlei zu Bruch. Und weil es Dinge auf der Welt gibt, die noch nicht zu Bruch gegangen sind, knüpft Teil 5 nahtlos an die Vorgänger an.
Wir wollen es nicht verschweigen: FAST FIVE (wie der Film sich im Geschwindigkeitsrausch selber im Vorspann nennt) macht ebensoviel Spaß wie die anderen vier Teile. Plagen wir uns nicht mit den Gründen ab, warum Vin Diesel, Paul Walker und all die anderen paar Dutzend Nebenfiguren, die wir aus den vorigen Streifen kennen, hier wieder die Straßen unsicher machen müssen und nebenher einen Geldtresor mit genug Cash für eine halbe AVATAR-Fortsetzung klauen wollen – sie tun es eben, und dabei werden mehr Autos geschrottet als bei den BLUES BROTHERS.
Das Sammelsurium an Actiongestalten in FAST FIVE paßt sich der Absurdität der inhaltlichen Vorgänge an: Vin Diesel ist so cool, daß er kaum mehr reden kann; The Rock als neu hinzugekommene harte Sau hat einen Bizeps, gegen den die Köpfe der Nebendarsteller klein wirken; und Tyrese Gibson als dritter Glatzkopf im Bunde bestärkt die These, daß überschüssiges Testosteron zu verfrühtem Haarausfall führen kann. Weil der im dritten Teil eingeführte und auch gleich wieder dahingeschiedene Han sich als zu populär entpuppte, spielt Teil 5 ebenso wie Teil 4 kurzerhand vor Part 3. Fesche Frauen gibt es auch, und die fungieren hauptsächlich als ansehnlichere Männer, weil sie nicht weniger ihre Lässigkeit demonstrieren und ihre Fahrkünste einbringen können – für Sex hätte in dieser PS-fixierten Welt ohnehin keiner Zeit, und man hat das Gefühl, daß diesen Burschen und Mädels die Autos ohnehin größeres Bauchkribbeln bereiten. Immerhin darf Jordana Brewster auf der Flucht vor Polizei und Drogendealern ihrem hübschen Hapschi Paul Walker gestehen, daß sie schwanger ist – woraufhin Vin Diesel zu schön gezupfter Musik nachdenkliche Worte hervorpressen darf.
Gewissermaßen steht die FAST-Reihe ganz in der Tradition der altamerikanischen Schnellfahrfilme, die in den Siebziegern und Achtzigern suggerierten, daß sich so mancher US-Bürger in seinen Grundrechten beschnitten fühlte, wenn er nicht wie ein Wahnsinniger über den Highway rasen durfte. Der frühere Stuntman Hal Needham inszenierte eine Menge dieser Filme, und auch wenn sie komödiantischer und lockerer gehalten waren, ist der Weg von Needhams AUF DEM HIGHWAY IST DIE HÖLLE LOS hin zu THE FAST & THE FURIOUS gar nicht so weit: Geschwindigkeit, coole Autos, beeindruckende Stunts – und das Vergnügen am Adrenalin stellt gleichzeitig den Mittelfinger im Gesicht der Ordnungshüter dar.
So kann FAST FIVE erwartungsgemäß hauptsächlich mit den Stunts punkten. Das Finale, in dem Diesel und Walker mit zwei Autos einen mit Stahlseilen befestigten begehbaren Tresor quer durch die Stadt zerren, ist freilich ein Höhepunkt der Absurdität in einer an Absurditäten nicht gerade armen Filmreihe – aber was da an Actioninszenierung aufgefahren wird, verdient dennoch Respekt. Dutzende von Autos überschlagen sich, werden von Brücken geworfen, zerquetscht, halbiert, ineinander gefahren und anderweitig demoliert, und Regisseur Justin Lin – der auch schon die Teile 3 und 4 erfolgreich betreute – choreographiert diese Schrottarbeit mit nimmermüdem Einfallsreichtum und herzhafter Hingabe. Needham wäre begeistert.
Im Abspann steht übrigens auch, daß beim Dreh Methoden angewendet wurden, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren. Gott sei Dank! Da habe ich mir ja 130 Minuten lang völlig umsonst Sorgen um die Umwelt gemacht.
Fast & Furious 5 (USA 2011)
Regie: Justin Lin
Drehbuch: Chris Morgan
Kamera: Stephen F. Windon
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster, Tyrese Gibson, Ludacris, Matt Schulze, Sung Kang, Gal Gadot, Joaquim de Almeida, Dwayne Johnson, Elsa Pataky
Sehr schön. Mal wieder herzhaft gelacht… das Review zu lesen ist wahrscheinlich unterhaltsamer, als den Film zu schauen. Daher werde ich erst bei Spast ´n´ Furious einsteigen, wenn Dösel und Se Rock das The Expendables Alter erreicht haben, die Bizepse tiefer hängen als die Brüste der ältesten noch lebenden Pornodarstellerin und Vinnie, Johnny und Paulie Händchen halten um die neueste, frisierte, neon-leuchtende Reisschüssel auf Rädern hüpfen.
Ich leg´ mir ´ne Erinnerung auf 2028. Und Tschüss…