Ich geb’s einfach mal zu: Ich mag COLLEGE ANIMALS und COLLEGE ANIMALS 2 – vor allem der erste ist ein temporeich inszeniertes Verwechslungschaos. Für den vorliegenden Film ist diese Information allerdings total irrelevant. Warum? Weil COLLEGE ANIMALS 3 mit den ersten beiden nichts zu tun hat und im Original auch gar kein Film dieser Reihe ist: Der dritte Teil von COLLEGE ANIMALS (auf Englisch: DORM DAZE) heißt COLLEGE VAMPIRES (im Original: TRANSYLMANIA), während der hierzulande als COLLEGE ANIMALS 3 angebotene Film eine eigenständige Klamotte ist, die im Herkunftsland FRATERNITY HOUSE heißt. (Nein, es ist keine Seltenheit, daß ein Verleih Filme zu Pseudo-Fortsetzungen umtitelt – siehe das Verwirrspiel um die KARATE-TIGER-Reihe.)
Der Streifen spielt auf einem Campus am letzten Tag des Semesters, wo sich schon Partylaune breitmacht und die beiden Studenten Evan und Jake jammern, daß ihre wunderbare College-Zeit nun vorbei ist. Mit Hilfe des hochsemestrigen Studenten „Fossil“ versuchen sie, ein weiteres Semester herauszuschlagen – zum Beispiel dadurch, daß sie ins Dekanat einbrechen und die Antworten ihres letzten Tests ändern, um durchzufallen. Nebenher folgen wir dem jungfräulichen Studenten Scooter, der mit Fossils Hilfe endlich flachgelegt werden soll, und weiters diversen Anwärtern auf eine Mitgliedschaft in der Studentenverbindung, die sich dafür allesamt auf verschiedenste Weise erniedrigen lassen müssen.
COLLEGE ANIMALS 3 ist ein Low-Budget-Film, der nur knapp über dem Level des Amateurfilms rangiert. Fast jede Szene ist in engen, spärlichst ausgestatteten Räumen abgefilmt und mit der absoluten Minimalauflösung inszeniert. „Fossil“ verbringt die Hälfte des Films in einem Sessel sitzend und verteilt seine Ratschläge an die aufmarschierenden Studenten, die nie den Eindruck erwecken, als würden sie im selben Raum sitzen – was sie vielleicht auch nicht taten, weil die Inszenierung wirkt, als hätte man Fossils Szenen an einem Tag geballt gedreht und die ganzen anderen Gesprächsteile dazwischen dann später ohne ihn.
Bei den ausgelassenen Parties im Studentenheim sieht man jeweils nur drei bis vier Kerle herumstehen, die sich ausgiebigst zum Affen machen – allen voran ein dicker Student, der wohl als Low-Budget-Antwort auf Axel Stein angesehen werden kann. Immer wieder huschen leicht bis gar nicht bekleidete Frauen durchs Bild. Nun bin ich ja der letzte, der sich über halbnackte Frauen im Bild beschwert – aber ganz nüchtern betrachtet gibt es geschätzte dreitausend Filme, in denen ich mir die lieber ansehe.
Auf der DVD-Rückseite wird übrigens ein großer Bahnhof um „American Pie-Star Justin Isfeld“ gemacht, der hier in der zweiten Hauptrolle mitspielt. Schnell: Wen hat Justin Isfeld doch gleich in AMERICAN PIE gespielt? Kurzes Spicken hilft: Er war einer der beiden MILF-Plärrer. Einen von denen hat man sich gemerkt, weil er später ein Star wurde und den Sulu in STAR TREK gespielt hat. Und wie sah der andere aus …? Meine Entschuldigung an alle Isfeld-Fans da draußen – sprich, seine Mama und seine Freundin: Vermutlich habe ich einfach nur nicht genug Respekt vor hoher Z-Prominenz.
COLLEGE ANIMALS 3 ist übrigens – das sollten wir vielleicht noch erwähnen – nicht lustig. Das liegt unter anderem daran, daß nichts im Film auch nur annähernd etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat: Da werfen sich barbusige Frauen an einen schwabbeligen Fettklops und strenge Eltern halten einen älteren Studenten im gelben Jackett, der gerade mit Handschellen eine aufgedrehte junge Frau ans Armgelenk gekettet hat, für einen Geschichtsprofessor und stellen ihm einen Scheck über $3000 aus. Es liegt auch daran, daß das Niveau tief und der Humor noch dazu niederträchtig ist: Wenn die beiden verzweifelten „Helden“ zwei indische Austauschstudenten überfallen und in den Kofferraum sperren, um an ihr Studiengeld heranzukommen, und wenn sie später ihre Eltern anlügen, damit die ihnen ein weiteres Semester bezahlen (wir reden hier von amerikanischen Verhältnissen, was die Höhe der Summe angeht!), dann kann man eigentlich nur ungläubig den Kopf schütteln. Die Verbindungsanwärter werden später in einer Sequenz zu Death-Metal-Gebrüll mißhandelt, als wär’s ein Video aus Guantanamo, damit die Stimmung so richtig durch die Decke geht.
Aber mal ganz vom schlechten Geschmack abgesehen: Der Film ist einfach faul und komplett unambitioniert. Scooter tut sich zum Schluß mit seiner Angebeteten zusammen, um „Fossil“ eins reinzuwürgen. Wie machen sie das? Sie lassen ihn saufen, bis er umfällt. Das ist dem guten Mann in seiner langjährigen Studienzeit sicherlich noch nie passiert.
College Animals 3 (USA 2008)
Originaltitel: Fraternity House
Regie: Tony Prizevoits
Buch: Joel Paul Reisig & Scott Voshel
Produktion: Joel Paul Reisig & Scott Voshel
Darsteller: Justin Isfeld, Joel Paul Reisig, Johnny Lechner, Jason Sutton, Brittany Risner, Dylan Harris
Länge: 78 Minuten
FSK: 16
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