Eine Nachricht des Trash-affinen Peter L. trifft heute Mittag in meiner Mailbox ein: Wie wäre es denn vor Weihnachten noch mit einem richtig schlechten Fantasy-Film? Aber natürlich, damit kann ich dienen! Wie wäre es denn mit CONQUEST, einem von Splatterfreund Lucio Fulci inszenierten italienisch-spanisch-mexikanischen Barbarenfilm von 1983, der nicht nur im üblichen Fahrwasser von CONAN und AM ANFANG WAR DAS FEUER schwimmt, sondern auch Anleihen bei STAR WARS nimmt?
Die beiden Helden von CONQUEST sind Ilias und Mace, die beide so aussehen, als würden sie jeden Augenblick eine Manowar-Tribute-Band gründen wollen. Ilias wurde von seinen Vorfahren ins Land geschickt, um der Herrschaft der bösen Zauberin Okron eine Ende zu bereiten, und dafür geben ihm die Vorfahren netterweise auch einen Bogen mit. In der Sequenz werden Bilder der redenden Köpfe transparent über Bilder der Landschaft gestellt, was dem Prozedere eventuell eine Art mythischen oder sphärischen Touch verleihen will, aber hauptsächlich dafür sorgt, daß einem die Augen gleich in den ersten paar Minuten wässrig werden.
Lernen wir flugs die Kratzbürste Okron kennen, die von der Barbarenfilm-erfahrenen Sabrina Siani unter dem Namen „Sabrina Sellers“ gespielt wird und so böse ist, daß sie den kompletten Film über nackt herumläuft – mal abgesehen von einer Art String-Tanga und einer goldenen Maske, die den kompletten Kopf umgibt! Wenn Okron nicht gerade ekstatisch mit einer Schlange spielt, schickt sie irgendwelche Henchmen los, um Ilias zu finden. Besagte Henchmen sind übrigens Menschen in Hundekopf-Kostümen und sonstigen Fellkreationen, die sicherlich nur deshalb an Chewbacca erinnern, weil ihr Wortschatz ähnlich ausgeprägt ist.
Ilias läuft nun also durch die Gegend und muß, weil sich so ein Bogen wirklich gar nicht als Nahkampfwaffe eignet, auch prompt beim ersten Angriff von Okrons Schergen vom herumziehenden Kämpfer Mace gerettet werden, der ihm dann erklärt, daß er keine Freunde hat. Mace sammelt einen am Boden liegenden Falken auf und pustet ein bißchen auf ihn, woraufhin der Falke sich wieder stolz in die Lüfte schwingt. Ab sofort ist Mace mit allen Tieren dieser Welt befreundet, was später unter anderem dazu führt, daß er von Delphinen aus dem Meer gerettet wird, wo er an ein Kreuz gefesselt hineingefallen ist. Keine Bange, das muß man gar nicht verstehen.
Okron schickt also mehr Fußvolk und Ilias und Mace laufen durch die Gegend – das ist in etwa so aufregend, wie es sich anhört. Fulci und sein Kameramann Alejandro Alonso García fangen alles mit schwelgerischstem Weichzeichner ein, nebeln die Sets zu, drehen entweder im komplett Finstern oder direkt gegen die Sonne. Weil Ilias und Mace ständig halbnackt ihre Muskeln zeigen und sich in malerischen Softfilter-Einstellungen bedeutungsvoll anschauen, knistert den kompletten Film über homoerotische Spannung.
Weil Fulci nach 20 Jahren als Auftragsregisseur 1979 mit der wunderbaren Schlachtplatte ZOMBI 2 sozusagen den Durchbruch erlitt, reichert er auch diese Fantasy-Suppe mit allerlei blutrünstigen Effekten an. Da wird einem Kerl der Kopf aufgeschlagen und dann das Gehirn herausgelutscht, anschließend zerren zwei Fieslinge derart motiviert an den Beinen einer Frau, daß die in der Mitte durchtrennt wird. Ilias wird irgendwann von einem vergifteten Pfeil getroffen, woraufhin sich blutende Eiterbeulen auf seinem Körper zeigen. Sabriana Siani darf sich einen abgetrennten Kopf an die Brüste drücken.
Wenn Ilias übrigens letztendlich doch Pfeil und Bogen einsetzen kann, zeigt sich der Pfeil als leuchtender Neon-Laserpfeil, der flugs ein halbes Dutzend Gegner auf einmal erledigt. Für den STAR-WARS-Gedenkeffekt wurde sicherlich das komplette Visual-FX-Budget verbraucht, weil die herumfliegenden Giftpfeile an einer anderen Stelle schlichtweg ins Bild eingemalte schwarze Striche sind, die eine Reihe von C64-Spielen sehr realistisch aussehen lassen. Erwähnen sollten wir außerdem noch die Synthmucke von Goblin-Musiker Claudio Simonetti, bei der sicherlich nur Pedanten darauf hinweisen werden, daß das kosmische Gefunke rein gar nicht zum Film paßt.
Zum Schluß schickt Okron ihren Metallhenchman Zora gegen Mace in die Schlacht, aber der Blechmann löst sich mit einem genervten Stöhnen einfach nur in Luft auf. Nur wenige Minuten später laufen beide in Hundeform in Richtung Sonnenuntergang. Sicherlich soll unterstrichen werden, daß Okron wirklich eine Bitch ist.
Na bitte, wenn das erledigt ist, dann kann Weihnachten ja kommen. Frohes Fest!
Conquest (Italien/Spanien/Mexiko 1983)
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch: Giovanni Di Clemente (Story), Gino Capone, José Antonio de la Loma, Carlos Vasallo (Drehbuch)
Kamera: Alejandro Alonso García
Musik: Claudio Simonetti
Darsteller: „George Rivero“ (= Jorge Rivero), Andrea Occhipinti, „Sabrina Sellers“ (= Sabrina Siani), Conrado San Martín
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aber der pfeil schaut schon cool aus.