1993 war das Jahr, in dem Dinosaurier plötzlich sehr kommerziell waren: Da kam dieser eine Film heraus, dessen Name mit gerade nicht einfällt, von diesem einen Regisseur, der auch diesen anderen Film mit dem netten Außerirdischen gemacht hat. Genau. Man hätte schon vor der Fertigstellung dieses Streifens jeden Quatsch verkaufen können, solange man nur einen Dinosaurier vorne draufklebt (ich selbst besitze ein Dinokopfkissen und eine Dinokrawatte, oh ja!) – was Produzent Roger Corman, schon seit jeher ein gerissener Geschäftsmann, auf die Idee brachte, ganz schnell einen billigen Dinosaurierfilm namens CARNOSAURUS abzudrehen und den noch vor dem Erscheinen des großen Vorbilds in die Videothek zu stellen. Und weil dann eine ganze Menge Leute den niedlich animierten Gummisaurier ausliehen und den Plot um die verrückte Wissenschaftlerin, die mit mutierten Hühnergenen Saurier züchtet, um die Menschheit auszulöschen, offenbar richtig gelungen fanden, schob Corman gleich zwei Fortsetzungen hinterher.
CARNOSAURUS 2 hat mit Teil 1 freilich gar nichts zu tun, mal abgesehen davon, daß es Dinosaurier gibt. Die wüten in einer geheimen Militärbasis irgendwo in der Wüste, und gleich zu Beginn verspachtelt die Reptilienmenge das komplette Team der Basis (also: zwei bis drei unbekannte Schauspieler) in der Cafeteria. Dann wird ein Rettungsteam eingeflogen, die einen Teenager als einzigen Überlebenden finden und fortan in der Militärbasis eingesperrt sind, wo sie durch finstere Kellergänge hetzen und sich von den Sauriern fressen lassen. Das letzte Mal, als ich diesen Film gesehen habe, hieß er noch ALIENS und war sehr spektakulär.
Der genaue Plot ist ein wenig undurchsichtig, was umso tragischer ist, weil es nur wenige Figuren gibt und die ja nicht gleich alle sterben können. Zunächst ist unklar, wer die Leute in diesem Rettungsteam eigentlich sind: Ist es überhaupt ein Rettungsteam? Ist es vielleicht ein Reparaturteam, das die ausgefallene Elektrik (sprich, die drei kaputten Drähte, die wir zu Beginn gesehen haben) der Anlage wiederherstellen soll? Sind es gar Söldner? Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Mehrklassencharaktere – also Elektriker/Abenteurer/Söldner/Computerhacker – was sich natürlich schnell rächt, weil die Erfahrungspunkte immer durch vier geteilt werden und die guten Leute einfach inkompetente Luschen auf allen Gebieten sind. An einer Stelle des Films habe ich eine Figur an einer Wand herumschweißen sehen, und ich will ja mal gar nicht wissen, wie kaputt die Anlage wäre, wenn dieser Eingriff ungeschehen geblieben wäre.
Schnell kommt der nette Haufen also in Kontakt mit den Sauriern, die mal ganz unten im Keller hocken, dann den Computerprofi oben in der Kommandozentrale verknuspern (also, eigentlich schallert der Dino ihm erst mal ein paar links und rechts). Nach ein wenig Gestreite versuchen alle zu flüchten, rennen nach draußen, wo eine der Frauen schon den Helikopter startet. Doch, oh weh, es hat sich ein Dinosaurier auf dem Rücksitz versteckt! Der Heli hebt kurz ab, fällt zu Boden, das Blech verbiegt sich, und dann explodiert er auch noch. Eine Diskussion entbrennt: Sollten wir draußen bleiben oder wieder reingehen? Argument gegen draußen: Die Wüste wird uns umbringen (eventuell beginnt die Wüste auch erst hinter den im Hintergrund sichtbaren Bäumen und Grünflächen). Argument für drinnen: Außenaufnahmen sind zu teuer, der Keller ist am billigsten.
Jetzt bringt das Team ein paar erschreckende Tatsachen über die Anlage in Erfahrung: Das Militär züchtet dort absichtlich die Dinosaurier aus irgendwelchen Eiern, die sie gefunden haben. Das Militär nützt außerdem den vierten und fünften Stock des Kellers als Endlagerungsstätte für Atommüll. „Jeder redet von Abrüstung, aber keiner fragt sich, wohin das alles verschwinden soll“, zetert ein Experte. Ich frage mich, ob ich das US-Militär kurz schriftlich über die Existenz von Salzstöcken aufklären soll. Aber dann lenkt mich der Gedanke an eine Information ab, die der Film zu Beginn bereitgestellt hat: Der „radioaktive Betrieb“ in der Anlage wurde „abgestellt“. Wie macht man das eigentlich? Und was passiert da genau? Und, äh, wenn doch nur gelagert wird, was wird dann betrieben oder abgestellt? Hat radioaktives Material vielleicht einfach nur einen gut versteckten Aus-Schalter?
Egal. Dummerweise bollern die Dinos Löcher in die Betonwände, womit die Radioaktivität sich ausbreitet. Ein Mann im Team warnt davor, daß die Anlage bald in die Luft geht, seine Kollegin nickt und sagt: „Aber hier sind wir sicher“ („hier“ bezeichnet, wenn ich mich nicht täusche, das Erdgeschoß). Es wird überlegt, ob es eventuell einen Hinterausgang gibt (beim Vorderausgang war ja die Wüste, ne?). Die Truppe faßt den Plan, Dynamit zu legen, um die Dinos mitsamt der Anlage in die Luft zu jagen, bevor … äh … also, bevor die halt von selbst hochgehen, oder wasweißdennichzumkuckuckdasmußjaauchalles-garkeinensinnmachenhierderquatschaberecht.
Leider faßt der Dynamitplan nicht so recht, weil die Dinos entweder zu schlau oder in der Überzahl sind, weshalb die Teamschaft nun wieder durch die Kellergänge flitzen muß und sich langsam dezimiert sieht. Immerhin schafft es der Teenager, ein „Atomnotsignal“ oder so etwas ähnliches herauszufunken. Einer der Söldner/Elektriker/Experten fällt über ein Geländer fünf bis sechs Stockwerke nach unten auf den Rücken, und unten beklagt er sich dann, daß er sich die Rippen gebrochen hat. Zum Glück kann er herumhumpelnderweise trotzdem entkommen und hält sich dabei demonstrativ die Hand an den Bauch. Draußen warten auch schon die Rettungsleute, die sofort wieder wegfliegen möchten, obwohl Junior nochmal reinwill, um seinen Freund zu retten. Was er denn auch macht. Und dann will die Rettungsmannschaft wieder weg, aber Junior muß noch die Fernsteuerung holen (sollte sich der geneigte Leser an dieser Stelle wundern, daß bislang keinerlei Fernsteuerung erwähnt wurde, so sei ihm versichert, daß dies das Geschehen auf dem Bildschirm perfekt widerspiegelt). Was er denn auch macht. Und dann greift noch ein Tyrannosaurus Rex an, und Junior hüpft in einen Bagger und liefert sich einen Showdown, wie er so wirklich bislang nur in CARNOSAURUS 1 zu sehen war (aber hier schöner animiert). Nachdem der Saurier mühselig in die Knie gezwungen wurde, hebt der Rettungsheli ab, weil die Anlage ja gleich in die Luft fliegt und sie nicht mehr länger auf Junior warten können, aber zum Glück nehmen sie den Jungen dann doch noch mit. Puh.
Eine Tonbandansage spricht einen Zerstörungscountdown durch die Anlage, und bei „Null“ drückt Junior auf den Knopf seiner Fernsteuerung, um … hm … vermutlich, um die automatische Selbstzerstörung manuell zu aktivieren. Jedenfalls fliegt alles in die Luft. Schicht im Schacht.
Bis zu Teil 3 natürlich. Aber ob der diesen schwerst unterhaltsamen Schmumpf nochmal toppen kann? Oder wurde da der radioaktive Betrieb gleich ganz eingestellt?
Carnosaurus 2 – Attack of the Raptors (USA 1994)
Originaltitel: Carnosaur 2
Regie: Louis Morneau
Darsteller: John Savage, Cliff De Young, Don Stroud
Länge: 82 (FSK 18), 78 (FSK 16)
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